Glassius

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Version vom 19. 8. 2016 (1. Version 1. Juli 2011) Lutz Danneberg Grammatica, rhetorica und logica sacra vor, in und nach Glassius'
Philologia Sacra
- mit Blicken auf die Rolle der Hermeneutik in der Beziehung von Verstehen,
Glauben und Wahrheit der Glaubensmysterien bei Leibniz[1]


1. Der Aufbau der philologia sacra des Glassius als Problem
2. Zur Tradition der Anordnungen des Triviums 3. Teil-Ganze-Ambiguität in der Verwendung von philologia 4. Wandlungen beim Gebrauch des philologia-Ausdrucks 5. Der Ausdruck sacra in Verbindung mit grammatica, rhetorica und
logica.
5.1 Artificialis, naturalis und die normierende Kraft des Gebrauchs 5.2 Die Anwendung auf die scriptura sacra 5.3 Wissenskonkurrenz: grammaticus versus theologus 6. Logica sacra, logica theologica sowie der Regelaufbau der
hermeneutica sacra
6.1 Usus und abusus der logica 6.2 Logica fidei und die Grenzen der applicatio der logica 6.3 Die anhaltende Ambivalenz in der Wertschätzung der dialectica
vetus und die dialectica nova 6.4 Die logica sacra als logica theologica und als logica naturalis
sowie die Rechtfertigung hermeneutischer Regeln 7. Hermeneutische Themen der Philologia Sacra 7.1 Die Behebung von Interpretationsdifferenzen und die Priorität des
sensus literalis 7.2 Der Bedeutungsübergang vom sensus primarius zum sensus figuratus
oder mysticus 7.3 Die Allegationen des Neuen Testaments 7.4 Die Dignität des sensus mysticus und die Kriterien für einen
defectus litterae 8. Herodes est vulpes und Hoc est Corpus meum: Komplexe
Bedeutungsübergänge 9. Das Verstehen und Glauben von Mysterien - Leibniz' Lösung 9.1 Die Priorität des sensus literalis und die Grenzen der ratio 9.2 Praesumtio: Die Umverteilung der Beweislast (onus probandi) 9.3 Ein striktes necessitas-Kriterium des Bedeutungsübergangs 9.4 Leibniz hermeneutische Lösungsidee: Ambiguität und das Verstehen
als graduell
1. Der Aufbau der philologia sacra als Problem

Das, was bei einem kursorischen Blick in die Philologia sacra auffällt,
sind offensichtliche Ungereimtheiten ihrer Einteilung in Philologia sacra,
Grammatica sacra, Rhetorica sacra und Logica sacra.[2] Das erste Buch des
ersten Teils - philologia - handelt in vier Traktaten vom Stil der Schrift
("De scripturae sacrae Stylo").[3] Der integritas und puritas des Alten und
Neuen Testaments widmen sich dabei die ersten beiden Traktate. Der dritte,
"De reliquis literaturae sanctae virtutibus in genere", erörtert certitudo
et claritas, simplicitas, efficacia, evidentia, plenitudo, brevitas,
cohaerentia, verecundia und proprietas der Heiligen Schrift, also ihre, wie
man in der Zeit sagte, affectiones. Mit evidentia meint Glassius angesichts
seiner Illustrationen offenbar mehreres,[4] das aber miteinander
zusammenhängt: Zunächst ist zwischen dem Ad-oculos-Stellen, wobei es sich
sowohl um das physische wie das geistige Auge handeln kann[5] - oculi
carnus und oculi mentis[6] -, und der cognitio intuitiva zu unterscheiden.
Vereinfacht gesagt: Die cognitio intuitiva ist (in der Zeit)
epistemologisch konzipiert und kann zugleich ein rhetorisches Moment
besitzen; das Ad-oculos-Stellen ist rhetorisch konzipiert - sowohl enargeia
(n£rgeia) als Anschaulichkeit (evidentia) und Veranschaulichung
(illustratio), als das "Vor-Augen-Stellen" (sub oculos subiectio),[7] als
auch energeia (n?rgeia) als das "Vor-Augen-Führen" (prÕ Ñmm£twn poie